Zum Gedenken an die Schrecken und die Opfer des 2. Weltkriegs sowie zum interkulturellen, informellen und persönlichen Austausch fand von 15. April bis 22. April 2024 die Internationale Jugendbegegnung der Gedenkstätte des KZ Flossenbürg statt, an welcher auch sechs Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Augustinus-Gymnasiums teilnehmen durften.
Eine Woche lang verbrachten wir unsere Zeit überwiegend in der Gedenkstätte, aber auch in der Jugendherberge Burg Trausnitz zusammen mit 12 weiteren Schülerinnen und Schülern aus Ungarn und Italien sowie deren Begleitlehrkräfte und den Teamern der Gedenkstätte, Michal Bordé, Matthias Rittner und Dennis Forster.
Nach einer alltäglichen morgendlichen Willkommensrunde, die genauso Teil der Woche war, wie die abendliche Feedbackrunde, wurden im Laufe der Woche jeden Tag verschiedene Bereiche rund um das Thema Holocaust und Schrecken des Zweiten Weltkriegs thematisiert und von unterschiedlichen Seiten auf interessante Art und Weise auf Englisch diskutiert. Im Zentrum stand der Umgang mit der historischen Verantwortung sowie das Erinnern und Gedenken. Dies wurde unter anderem durch Workshops oder eine Theaterpräsentation beleuchtet. Außerdem besichtigten wir mehrmals die Überreste der Lageranlage und dadurch wurden verschiedene Aspekte des Holocaust nochmals verdeutlicht. Für uns als Teilnehmende war das sehr interessant, da wir viel mehr Zeit als im Unterricht hatten, um das Thema von vielen verschiedenen Blickwinkeln aus zu beleuchten. Auch durch die Diskussion mit Schülerinnen und Schüler anderer Länder bestand die Möglichkeit völlig neue, vielfältige und andere Perspektiven zu betrachten sowie neue Informationen rund um das Thema zu erlangen. So wurde unser Bewusstsein für die historische Verantwortung eine Wiederholung solcher grausamen, unmenschlichen Taten zu verhindern – gerade in einer Zeit, in der sich der politische Diskurs in Deutschland nach rechts verstärkt – nochmals gestärkt.

Neben dem Erinnern an die Schrecken des Holocaust stand aber auch der interkulturelle Austausch im Zentrum der Begegnung. Wir aßen gemeinsam im Museumscafe in Flossenbürg (selbst die Italienerinnen und Italiener waren meistens vom Essen angetan), amüsierten uns beim Bowling Abend, erkundeten auf einer Fahrt nach Regensburg die Stadt und genossen die gemeinsamen Abende in der Jugendherberge, die meistens aus einem Spaziergang und anschließendem Spieleabend bestanden. Wir unterhielten uns über die verschiedensten persönlichen Dinge, über die kulturelle und politische Situation der anderen Länder und über die verschiedenen Sprachen. Zum Beispiel wissen die deutschen und ungarischen Schüler jetzt die italienische Bedeutung für Entschuldigung (Scusi!), die deutschen und italienischen Schüler die ungarische Frage wie es jemanden geht (Hogy vagy?) und die italienischen und ungarischen Schüler die Bedeutung des deutschen Wortes geisteskrank. Mit viel Spaß und schönen Momenten wurden wir schnell zu einer großen internationalen Familie, was auch der nach der Jugendbegegnung weiter andauernde Austausch zwischen uns allen zeigt.
Der Höhepunkt der Begegnungswoche waren sicherlich die Feierlichkeiten im Rahmen des 79. Befreiungswochenendes des Konzentrationslager Flossenbürgs, an denen wir aktiv eingebunden waren. Am Freitag begannen diese mit der Eröffnung des Zeltes der Begegnung, das über das Wochenende hinweg eines der besten Plätze für uns werden sollte. Am Samstag hatten die wir die Möglichkeit nach der Eröffnung einer neuen italienischen Ausstellung in der Gedenkstätte, mit Youp, dem Enkel eines Überlebenden, aber auch mit Leon Weintraub, einem der letzten Überlebenden, zu sprechen. Beide Gespräche waren für uns sehr interessant, beeindruckend und vor allem: emotional. Am Samstag Abend durften wir außerdem mit den Überlebenden und ihren Familien sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte essen und so einen kleinen Einblick in die herzliche Familie aus Überlebenden, deren Familien und Mitarbeitenden, die trotz des unsagbaren Leids hier dank der Mitarbeitenden mittlerweile entstanden ist, erhalten. Der Wintereinbruch am Sonntag hielt uns allerdings nicht davon ab eine christliche Messe und eine jüdische Kaddish als Gedenken an die Opfer des Holocaust zu besuchen und im Anschluss des offiziellen Gedenkakts mit mehreren Reden verschiedene Kränze als Opfergedenken zu repräsentieren, die eigentlich ins Tal des Todes getragen hätten werden sollen, was aufgrund des Schnees aber nicht möglich war.

Die Begegnungswoche war vor allem durch den Ausgleich zwischen Input und Diskussionen tagsüber zum Thema Holocaust, was zwar sehr interessant und vielfältig, gleichzeitig aber auch sehr hart und emotional war sowie gemeinsamer, lustiger, schöner und kulturell vielfältiger Momente und Abende sehr bereichernd und inspirierend und bleibt uns allen trotz der schweren historischen Verantwortung positiv in Erinnerung. Daher auch nochmals ein ganz herzliches Dankeschön an unsere betreuende Lehrkraft Frau Reichl, sowie an Michal, Matthias und Dennis und das ganze Gedenkstättenteam für diese beeindruckende Möglichkeit.

 

 

Antonia Lingl, 11d